Eine Sepsis kann jeden treffen, in jedem Alter und jeder Lebenssituation. Besonders betroffen sind Personen in der Pflege oder Kinder. Die Sepsis ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Hier erkranken jährlich mindestens 230.000 Personen, ca. 85.000 von ihnen überleben nicht – etwa alle sechs Minuten stirbt ein Mensch durch eine Sepsis, weltweit sogar alle 4 Sekunden. Dabei ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Mehrzahl der Todesfälle vermeidbar. Die Überlebenschance hängt vor allem von der rechtzeitigen Therapie ab. Deshalb ist es so wichtig, eine Blutvergiftung schnell zu erkennen. Die IKK BB informiert zu Symptomen der Blutvergiftung, Ursachen, Folgen, der Therapie und Prävention.
Eine Sepsis wird umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, ist aber keine Vergiftung im eigentlichen Sinne. Sie entsteht durch eine Infektion und ist ihre schwerste Verlaufsform. Die ursprüngliche Entzündung ist nicht immer direkt erkennbar. Das macht es besonders für ältere und pflegebedürftige Personen, die ohne dauerhafte medizinische Aufsicht zu Hause leben und ihre Angehörigen schwer, die Erkrankung und ihre Symptome zu erkennen.
Bei einer Sepsis spitzt sich die Infektion so zu, dass die Blutvergiftung als Komplikation auftritt. Dabei funktioniert die körpereigne Abwehr nicht mehr richtig beziehungsweise wird fehlreguliert:
Eine Sepsis ist lebensgefährlich und ein zeitkritischer, medizinischer Notfall. Unbehandelt endet sie tödlich. Es sterben doppelt so viele Menschen im Krankenhaus an einer Sepsis als an einem Herzinfarkt und Schlaganfall zusammen. Rechtzeitig erkannt ist die Erkrankung aber behandelbar. Wissen kann also Leben retten.
Der Blutvergiftung liegt immer eine Infektion zugrunde. Daran sind vor allem Bakterien beteiligt, es kann sich aber auch um Viren, Pilze oder Parasiten handeln.
Anders als oft angenommen sind infizierte Wunden nicht die häufigste Ursache einer Sepsis, kommen aber dennoch als Ursache in Frage. Möglich sind zum Beispiel virale Infektionen der Atemwege und anderer Organe wie Grippe oder COVID-19. Auch folgende Entzündungen können in eine Sepsis münden:
Bestimmte Menschen sind besonders gefährdet, an einer Sepsis zu erkranken. Zu den Risiko-Gruppen zählen:
Die meisten Betroffenen befinden sich ohne ärztliche Begutachtung zu Hause und kennen die Anzeichen einer Blutvergiftung nicht. Das gilt auch für Angehörige, die ohne medizinische Ausbildung Personen mit einem erhöhten Sepsis-Risiko pflegen – also zum Beispiel Menschen über 60 Jahre, mit einem geschwächten Immunsystem oder chronischen Erkrankungen.
Hinzu kommt, dass die Symptome einer Sepsis auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Gleichzeitig fehlen in einigen Fällen die typischen Anzeichen. Dadurch erkennen Erkrankte und ihr Umfeld eine Sepsis oft nicht oder verwechseln sie mit einer Erkältung oder Grippe. Umso wichtiger ist es, die Ursachen und Symptome einer Blutvergiftung zu kennen. Wir zeigen Ihnen, welche Anzeichen für eine Sepsis sprechen.
Wenn eine Entzündung vorhanden ist und eines oder mehrere der folgenden Symptome hinzukommen, kann es sich um eine Sepsis handeln:
Mithilfe der Online-Checkliste der Sepsis-Stiftung können Sie in wenigen Klicks eine akute Erkrankung besser einschätzen und Ärzten und dem Rettungspersonal schnell wichtige Informationen an die Hand geben.
Auch Kinder erkranken an einer Sepsis – nach der Sepsis Stiftung jährlich mehr als 10.000 in Deutschland. Über 16 % von ihnen versterben. Bei ihnen deuten folgende Symptome auf eine Blutvergiftung hin:
Die Stiftung Sepsis bietet auch für Kinder eine Checkliste mit weiteren Frühwarn– und Notfallzeichen zum Abhaken.
Ein roter Streifen auf der Haut, der von einer lokalen Entzündung wie einer Wunde ausgeht und Richtung Herz führt, ist übrigens kein Sepsis-Anzeichen. Der Grund für den meist schmerzhaften Strich ist eine entzündete Lymphbahn unter der Haut, die zu einer Sepsis führen kann. Dennoch sollten Sie die infizierte Stelle behandeln lassen, um vorzubeugen.
Auch mögliche Langzeit- oder Spätfolgen der Sepsis sind nicht zu unterschätzen. Sie sind vielfältig, können den Alltag stark einschränken und eine Langzeitpflege erfordern (zum Beispiel, wenn Gliedmaßen amputiert wurden).
An schweren Langzeitfolgen leiden laut dem Aktionsbündnis Patientensicherheit bis zu 75 Prozent der jährlich mehr als 100.000 Überlebenden. Diese können zeitversetzt, unter Umständen erst Jahre nach der Erkrankung auftreten. Viele Betroffene bringen sie dann nicht mehr mit der Sepsis in Verbindung.
Zu den Folgen einer Blutvergiftung zählen zum Beispiel:
Physische Folgen | Psychische und kognitive Folgen |
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Eine Blutvergiftung ist ein Notfall und muss so schnell wie möglich behandelt werden. Je später die Behandlung beginnt, desto höher ist das Risiko für einen schweren Verlauf mit bleibenden Schäden bis hin zum Tod. Mit jeder Stunde steigt das Sterberisiko um ganze sieben Prozent.
Betroffene erhalten meist Breitband-Antibiotika. Die Erreger lassen sich zuvor durch verschiedene Untersuchungen, Blutkulturen und Abstriche vom mutmaßlichen Infektionsherd bestimmen. Patienten sollten im Krankenhaus behandelt werden, da oft eine intensivmedizinische Versorgung nötig ist, je nach Zustand mit künstlicher Beatmung, kreislaufstabilisierenden Medikamente und einer Blutwäsche (Dialyse).
In manchen Fällen ist die Behandlung nicht erfolgreich, da viele Erkrankte vorbelastet sind und ihre Abwehr geschwächt ist.
Am besten können Sie einer Sepsis vorbeugen, indem Sie Infektionen vorbeugen. Wenn es doch zu einer Entzündung gekommen ist, lassen Sie diese rechtzeitig behandeln, sodass sie sich nicht auf den ganzen Körper ausbreiten kann. Das Risiko einer Blutvergiftung können Sie durch folgende Maßnahmen reduzieren:
Erfahren Sie mehr zum Thema Sepsis. Die IKK BB empfiehlt zusätzlich folgende Informationsseiten für Patienten und Angehörige:
Stiftung Sepsis: Bei Fragen von Sepsis-Betroffenen oder deren Angehörigen, auch bei Fragen zu aktuellen bzw. akuten Fällen erhalten Sie bei der Sepsis-Stiftung
eine kostenlose telefonische Beratung: 0176 – 456 936 66 (Frau Heike Romeike)
oder per E-mail an beratung@sepsis-stiftung.de
siehe auch unter: https://sepsis-stiftung.de/fuer-betroffene/